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Vorwort

Im vergangenen Jahr haben wir am 1. April den 10. Jahrestag der Gründung des Bayerischen Geoinstituts begangen. Das damals gesteckte Ziel, ein Forschungsinstitut aufzubauen, in dem die Struktur, die Zusammensetzung und die Dynamik des Erdinneren durch Hochdruck-/Hochtemperatur-Experimente an erdrelevanter Materie untersucht wird, wurde weitgehend erreicht. Dies wird aus den Kurzbeschreibungen in diesem Bericht sowie der Liste von Veröffentlichungen im Jahr 1996 deutlich. Die Verknüpfung unserer Forschungsarbeiten mit anderen naturwissenschaftlichen Fächern und ihre grundsätzliche Bedeutung wird durch die zunehmende Anzahl von Artikeln in internationalen, allgemeinen Zeitschriften wie Nature und Science und in Fachzeitschriften benachbarter Disziplinen belegt.

Wie in den vorangegangenen Jahren werden mit diesem Jahresbericht die Ergebnisse aus einem breiten Spektrum von Forschungsvorhaben vorgestellt. Einige Projekte befassen sich mit fundamentalen Materialeigenschaften unter hohen Drücken, z. B. der in-situ-Bestimmung der kritischen Kurve im System Albit-H2O sowie mit der Identifizierung und Charakterisierung des fünffach koordinierten Siliziums in einer CaSi2O5-Hochdruckphase. Einige Projekte ließen sich nur nach methodischen Neuentwicklungen realisieren. So ist zum Beispiel jetzt endlich die Möglichkeit gegeben, Hochdruckphasen des Erdmantels innerhalb ihres Druck/Temperatur-Stabilitätsfeldes in einer Multianvil-Presse sehr stark zu verformen. Diese Fortschritte ermöglichen zukünftig bessere Abschätzungen der Mantelrheologie, sie sind außerdem für die Interpretation der Ursachen seismischer Anisotropie im Erdinneren hilfreich.

Es gab im vergangenen Jahr zwei Anzeichen dafür, daß sich die Arbeitsgebiete Experimentelle Mineralogie, Geochemie und Geophysik im Aufschwung befinden. Zum Ersten war das Bayerische Geoinstitut im April 1996 Gastgeber für das 6. Internationale Symposium für Experimentelle Mineralogie, Petrologie und Geochemie. Mit 270 teilnehmenden Wissenschaftler wuchs die Teilnehmerzahl um 30 Prozent im Vergleich zu der vorausgegangenen Veranstaltung in London 1994. Zu den Teilnehmern zählten führende Wissenschaftler aus Ländern wie USA, Japan und Australien, sowie aus zahlreichen europäischen Ländern. Zum Zweiten nahmen im Verlauf des Jahres 22 Wissenschaftler aus dem europäischen Ausland die Gelegenheit zu Kurzaufenthalten wahr, um ihre Forschungsarbeiten mit Hilfe der experimentellen Einrichtungen des Bayerischen Geoinstituts (überwiegend im Höchstdruck-Labor) fortzuführen. Diese Aufenthalte wurden durch die Europäische Union im Rahmen des Programms "Human Capital and Mobility - Access to Large Scale Facilities" gefördert. Es ist erwähnenswert, daß die Nachfrage nach der Nutzung der Einrichtungen des Bayerischen Geoinstituts durch Gastwissenschaftler größer war, als im Vorfeld erwartet.

So stellte das Institut in dem zwölfmonatigen Zeitabschnitt zwischen 1.4.95 bis 31.3.96 zum Beispiel 560 "Personentage" Zugangszeit zur Verfügung, verglichen mit den 320 "Personentagen", die die Europäische Union in diesem Projekt veranschlagt hatte.

Im Verlauf des Jahres 1996 hat Professor Stephen Mackwell (Pennsylvania State University) den Ruf auf den Lehrstuhl Experimentelle Geophysik der Festen Erde am Bayerischen Geoinstitut angenommen. Er wird die Position zum 1. Januar 1998 antreten. Wir erwarten, daß sich durch diese Berufung in den kommenden Jahren die Forschungsaktivitäten des Instituts auf einigen Fachgebieten wie zum Beispiel der Rheologie deutlich erweitern werden.

Wie in den vorangegangenen Jahren und auch im Namen meiner Kollegen möchte ich dem Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Kultus, Unterricht, Wissen-schaft und Kunst, und der Kommission für Geowissenschaftliche Hochdruckforschung für die andauernde Unterstützung und die enge Verbundenheit mit dem Bayerischen Geoinstitut danken. Wir sind weiterhin für die großzügige Unterstützung in Form von Drittmitteln und Stipendien insbesondere durch die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Europäische Union sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft sehr dankbar, die wesentlich zur Entwicklung und zum Erfolg des Instituts beigetragen hat.

Bayreuth, Januar 1997 David C. Rubie

Bayerisches Geoinstitut, University of Bayreuth, 95440 Bayreuth, Germany
Tel: +49-(0) 921 55 3700 / 3766, Fax: +49-(0) 921 55 3769, E-mail: bayerisches.geoinstitut(at)uni-bayreuth.de