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Vorwort

Das Bayerische Geoinstitut wurde 1986 mit der Zielsetzung gegründet, experimentelle Hochtemperatur/Hochdruck-Forschung auf den Gebieten Mineralogie, Petrologie, Geochemie und Geophysik zu betreiben und weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren hat das Institut beträchtlich an Größe zugenommen. Jetzt, Ende 1995 und kurz vor dem 10. Jahrestag der Gründung des Institutes, ist die Anzahl der Wissenschaftler, einschließlich extern finanzierter Mitarbeiter und Doktoranden, auf ungefähr 50 angestiegen. Das Jahr 1995 war auch das erste ganze Jahr in unserem Neubau, nach dem Umzug aus der provisorischen Unterbringung in Barracken Mitte 1994. Die große Einsatzfreude des wissenschaftlichen Personals ermöglicht in Verbindung mit den im Neubau gegebenen Möglichkeiten (einschließlich eines breiten Spektrums modernster experimenteller Ausstattung) einen raschen Fortschritt auf vielen Teilgebieten der experimenten Geowissenschaften, wie in diesem Jahresbericht aufgezeigt werden soll. Die große wissenschaftliche Produktivität ist auch ein Verdienst der Fachkompetenz und des Leistungswillens einer kleinen Gruppe von Technikern und Verwaltungsangestellten, die ihre ursprünglich geplante Sollstärke nicht erreicht hat.

Wie in den vorhergegangenen Jahren werden breit gefächerte Forschungsergebnisse vorgestellt, die von der Struktur, dem Chemismus und den Eigenschaften der die Erde aufbauenden Materialien unter extremen Temperatur- und Druckbedingungen handeln. Der Hauptanteil der Ergebnisse stammt aus dem Bereich der Grundlagenforschung und behandelt im wesentlichen die Verknüpfung atomistischer und makroskopischer Materialeigenschaften, häufig im Grenzbereich zu anderen Fachdisziplinen wie der Chemie und Physik. Andere Arbeiten haben wiederum direkte geowissenschaftliche Anwendungsmöglichkeiten. Hierzu gehören die Voraussage von Vulkanausbrüchen durch ein besseres Verständnis der Magmeneigenschaften, die Voraussage von Tief-Erdbeben durch die Beurteilung ihrer Mechanismen aufgrund von Hochdruck-Experimenten sowie Hinweise auf Erzvorkommen durch Untersuchungen des Löslichkeitsverhaltens lagerstättenbildender Elemente in silikatischen Schmelzen.

Einige der technischen Entwicklungen des Jahres 1995 verdienen besonder Erwähnung. Dazu zählen Methoden, die bei hohen Drücken und Temperaturen in-situ-Untersuchungen eines großen Spektrums physikalischer und chemischer Materialeigenschaften ermöglichen, wodurch die weite Extrapolation experimenteller Daten überflüssig wird. So ist es nun zum Beispiel erstmals möglich, akustische Geschwindigkeiten in Materialien unter den Bedingungen des Erdmantels direkt zu messen und diese Daten unmittelbar mit geophysikalischen Meßergebnissen zu vergleichen. Eine exaktere Einengung der Mineralogie des tiefen Erdinneren wird dadurch möglich. Auch die Entwicklung von in-situ-Methoden zur Bestimmung der Mechanismen des explosiven Vulkanismus', der Speziation von Wasser in silikatischen Schmelzen sowie der elektrischen Materialeigenschaften unter extremen Bedingungen stellt einen wichtigen Fortschritt dar. In naher Zukunft werden an relativ großvolumigen Proben in-situ-Messungen bei hohen Drücken und Temperaturen durch ein neues 5000 to-Multianvil-System möglich, das gegen Ende 1996 im Bayerischen Geoinstitut installiert werden wird.

Abweichend von der Form der vergangenen Jahre erscheint der Jahresbericht 1995 in englischer Sprache. Damit sollen neu erzielte Ergebnisse rasch und wirksam in einer internationalen wissenschaftlichen Gemeinde verbreitet werden. Der hohe Grad des Interesses an der in Bayreuth durchgeführten Forschungsarbeit spiegelt sich in der großen Zahl der Wissenschaftler wider (>250), die im April 1996 an dem "6. Symposium zur Experimentellen Mineralogie, Petrologie und Geochemie" (EMPG VI), veranstaltet vom Bayerischen Geoinstitut, teilnehmen werden.

Schließlich möchte ich auch im Namen meiner Kollegen dem Freistaat Bayern und der Kommission für Geowissenschaftliche Hochdruckforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für ihre fortdauernde Unterstützung und Verbundenheit mit dem Bayerischen Geoinstitut Dank sagen. Wir sind weiterhin dankbar für die Förderung durch die Alexander-von Humboldt-Stiftung, durch die Europäische Union und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die ebenfalls wesentlich zur Entwicklung und zum Erfolg des Instituts beigetragen hat.
 

Bayreuth, im Januar 1996 
David C. Rubie

Bayerisches Geoinstitut, Universität Bayreuth, 95440 Bayreuth, Deutschland
Tel: +49-(0) 921 55 3700 / 3766, Fax: +49-(0) 921 55 3769, E-mail: bayerisches.geoinstitut(at)uni-bayreuth.de